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SON

Der Son gilt als die Seele von Kuba, weil alle Bewohner, gleich welcher Abstammung und Hautfarbe, ein Teil ihrer Kultur darin wahrnehmen, salopp gesagt. Der Son enthält die Gitarren und Melodik aus Spanien (Punto Cubano), die Perkussion aus Afrika (Rumba), den Aufbau aus Frankreich (Contradanse) und den Sabor (Changüi) aus der Karibik.

Die einfachste Form einer Son-Band wurde 1912 in Santiago de Cuba von Miguel Matamoros gegründet. Das Trio Matamoros bestand aus zwei Gitarrenspielern, Miguel Matamoros und Rafael Cueto, welcher ebenfalls sang und einer Maraca, die virtuos von Siro Rodriguez gespielt wurde. Sie setzten mit ihrem Trio den Standard für alle folgenden Trios und wurden der grösste musikalische Export zu dieser Zeit, mit Tourneen in Europa, den USA und Lateinamerika.

Alsbald erreichte der Son durch das Militär die Hauptstadt und entwickelte sich weiter. 1925 nahm das Trio Oriental einen neuen Musiker auf und wandelte sich dadurch zum Quartett Oriental. Der neue Musiker spielte die Bongos. Ein Instrument, das bisher nur in der Rumba zum Einsatz kam. Mit den Bongos erreichte der Son eine neue Dimension und schon bald wuchsen die ersten Son-Formationen zu einem Sextett an, wie das bekannte Sexteto Habanero. Es kamen ein Kontrabass und die Trés hinzu. Das letzte Instrument, welches den Weg in den Son fand und die Dimension und das Volumen nochmals markant erhöhte, war die Trompete. Einer der bekanntesten Septett-Formationen ist Septeto Nacional von Ignacio Piñeiro.

Der Son fand in allen Stilrichtungen Einzug und so gab es bald den Gujira-Son, Bolero-Son, Afro-Son und den Son-Rumba. In den zwanziger Jahren kamen das Radio auf und die amerikanische Record Firma RCA Victor baute Studios auf der Insel und nahm eine Son-Gruppe nach der anderen unter Vertrag. So wurde die Musik durch das Radio im ganzen Land gespielt.

Die Plattenfirmen nahmen die Aufnahmen nach New York und vertrieben sie in den USA. Auch wenn der Son die Musik aller Kubaner war, bekamen auch zu dieser Zeit schwarze Musiker keine Engagements in den Clubs der Weissen. Die Situation verbesserte sich, als Präsident Machado 1926 das Sexteto Habanero in den Präsidentenpalast einlud. Anschliessend war die Musik auch in der High Society salonfähig. Doch wurden Musiker mit schwarzer Hautfarbe immer noch benachteiligt, während für die Kreolen die Türen offen standen. So wurde z.B. der Jazzlegende Ella Fitzgerald der Auftritt verwehrt.

Doch nicht nur die Hautfarbe entschied über Engagements, sondern auch die Zugehörigkeit zur "richtigen" Gewerkschaft. Die Gewerkschaften hatten die Bühnen unter sich aufgeteilt und verwehrten Nichtmitgliedern die Auftrittsmöglichkeiten. Diese Hürde war vor allem für den Austausch zwischen New York und Havanna gravierend. Denn eigentlich wollten die kubanischen Musiker nach New York und den Jazz kennen lernen und die Gegenseite war fasziniert vom Son. Doch die Gewerkschaften der beiden Länder schützten ihren "Markt" vor ausländischen Musikern. So kam es, dass bekannte Musiker aus Kuba in New York als Schneider arbeiten mussten, weil sie keine Auftrittsgenehmigung bekamen.

Diese Massnahmen konnten die Entwicklung jedoch höchstens bremsen, aber nicht aufhalten. Durch den Einfluss des Jazz und Swings ersetzten 1940 viele Sextett und Septett die Trés durch ein Piano und erhöhten die Anzahl der Trompetenspieler. Die richtige Mischung fand schlussendlich Arsenio Rodriguez, der die Trés beibehielt, jedoch das Piano und zusätzliche Bläser in die Band nahm. Seine erweiterte Son-Formation war zu einer Conjunto angewachsen, welche aus vier Trompeten, Klavier, Kontrabass, Bongo, Conga, Gitarre, Trés und drei Sängern bestand.

Arsenio Rodriguez gilt denn auch als Vater des Montunos. Mit seiner neuen Formation liess er die Musiker Solis nach dem Vorbild des Jazz spielen, welche Montunos genannt werden. Ein Begriff, der auch heute noch im Salsa verwendet wird. Auch der Tanz änderte sich mit dem Son Montuno. War es bisher verpönt, den Oberkörper entsprechend zur Musik zu bewegen, so kamen nun auch im Tanz die ersten Solis hinzu.

Nach der Revolution auf Kuba wurde es still um den Son. Stars wie Segundo Compay mussten in der Zigarrenfabrik arbeiten. 1978 wurde der Son von Adalberto Alvarez und seiner Son 14 sowie von Candido Fabre wieder aufgenommen und weiter entwickelt. Adalberto Alvarez orientierte sich dabei am Salsa, welcher in New York und Venezuela aufkam. 1976 gründete eine Gruppe von Studenten aus Havanna Sierra Maestra, welches altes Liedgut im neuen Gewand präsentierte. Der grosse Durchbruch feierte der klassische Son jedoch mit dem Film "Buena Vista Social Club" von Wim Wenders. Seither werden jährlich neue Son-CD's von Bands aus aller Welt veröffentlicht mit modernen und klassischen Liedern.

Zum Schluss noch ein Tänzchen.

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